„Wann gehen wir ins Schwimmbad?“

BESUCH 22 neun- und zehnjährige Kinder aus Mertschitzy in Weißrussland für drei Wochen zu Gast in Schotten

 

Im Hof des Dekanatsjugendhauses wimmelt es von Kindern, die Fußball spielen, Skateboard fahren, Dosenstelzen laufen. Das Trampolin ist eindeutig die größte Attraktion, viele Jungen und Mädchen warten, bis wieder ein Platz frei wird. Es wird russisch gesprochen – die Kinder gehören zur zwölften Gruppe aus dem weißrussischen Mertschitzy.

Nach langer Vorfreude am Ziel: Die Kinder aus Mertschitzy mit ihren Lehrerinnen stellten sich zum Erinnerungsfoto auf.

22 Neun- und Zehnjährige, begleitet von fünf Lehrerinnen, sind zur Erholung drei Wochen in Schotten. Seit 21 Jahren besteht die Tschernobyl-Initiative des Evangelischen Dekanats Schotten, die mit dem Ort in der vom Reaktorunglück verstrahlten Region Kontakt hält. Die Vorsitzende der Initiative, Annelore Beljanski, freut sich, dass die lange Busfahrt ohne Zwischenfall verlaufen ist, und verspricht den Kindern „gute Luft, gutes Essen, Spaß und Spiel“. Sprachprobleme gibt es keine.

Der Leiter der Gesamtschule, Wilhelm Lückel, übersetzt ins Russische. Umgekehrt spricht Galina Kutscherowa, eine der Lehrerinnen aus Mertschitzy, sehr gut Deutsch und dolmetscht während des Aufenthalts. Sie war es auch, die ein Herz für Fußballfans zeigte und auf kurze Redebeiträge achtete: „Die Menschen wollen WM schauen.“ Das überzeugte auch Dekan Wolfgang Keller, der ebenso gekommen war wie Präses Hans Otto Zimmermann.

Freundlich, kurz und bündig sind Kellers gute Wünsche, aber auch seine Dankesworte an die Mitglieder der Tschernobyl-Initiative. Dem schließt sich Bürgermeisterin Susanne Schaab an. „Wir schätzen Ihre Aktivitäten sehr. Die Stadt könnte Aufenthalte in diesem Umfang nicht leisten.“ Als Überraschung übergibt sie fünf Gruppengutscheine für den Schwimmbad-Besuch, Eis-Bons für jedes Kind und Einkaufsgutscheine des Gewerbevereins Schotten für die Lehrerinnen. Doch auch Dekan und Bürgermeisterin werden überrascht. Nastja und Ilja, zwei Kinder aus Mertschitzy, übergeben kleine Souvenirs, die Kinder singen ein Begrüßungslied. „Diese Aufenthalte sind Gottesgeschenke“, betont Galina Kutscherowa.

Noch heute sei das Tschernobylhilfe-Jubiläum bei den 35 weißrussischen Gästen von 2013, vor allem den Eltern, in besonderer Erinnerung, betont Kutscherowa. „Wir sind mit so viel Wärme und Gastfreundschaft empfangen worden.“ Die Eltern sowohl früherer als auch zukünftiger Erholungskinder sind beeindruckt vom kindgerechten Dekanatsjugendhaus und der Umgebung. Das habe ihr Vertrauen, ihre Dankbarkeit noch gesteigert. Dass sich die Kinder schon lange vorher auf den Schotten-Aufenthalt freuen, beweist die neunjährige Sascha, die während des Aufenthalts Geburtstag feiert. Sie ist die jüngste von sieben Kindern, die älteren Geschwister waren schon in Schotten – offensichtlich hat sie einige Brocken Deutsch aufgeschnappt. Den Satz: „Wann gehen wir ins Schwimmbad?“ beherrschen die meisten Mertschitzy-Kinder und sprechen ihn oft genug aus, es muss nur noch etwa schöneres Wetter kommen. Beljanski und ihre Aktiven haben schon ein vielseitiges Programm organisiert: Spielen am Stausee, Fahrt zur Sommerrodelbahn, in den Vogelpark, auf die Ronneburg und vieles mehr. Die Kirchengemeinde Wingershausen lädt ein, Gottesdienste gibt es in Breungeshain und zum Abschied am 6. Juli in Schottens Liebfrauenkirche. Die MatzSingers geben am selben Tag ab 17 Uhr dort ein Benefizkonzert.

Quelle Text & Bild: Maresch, Kreisanzeiger vom 18.06.2014

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