Dass das Lesen eines Buches im Leben vieler Schülerinnen und Schülern immer weniger Bedeutung hat, ist keine neue Erkenntnis und auch keine Überraschung. Als Schule fragt man sich natürlich: Wie kann man diesem Trend entgegenwirken? Wie kann man Kinder und Jugendliche wieder stärker zum Lesen animieren? Wie kann man sie wieder stärker motivieren, zu einem Buch zu greifen?
Eine mögliche Antwort auf diese Fragen können Autorenlesungen sein. Autoren besuchen Schulen, lesen aus ihren Romanen vor, machen Literatur so greifbarer und erlebbarer und zeigen ganz neue Perspektiven auf. Die Kinder und Jugendlichen können in einen direkten Austausch mit den Autoren treten und all ihre Fragen – seien es persönliche oder auch werkbezogene – stellen und so Literatur ganz anders erfahren.


Diese Möglichkeit hatten nun viele unserer Schülerinnen und Schüler am vergangenen Donnerstag. So durften wir an unserer Schule die Autorin und Kabarettistin Ursula Flacke sowie den Bestseller-Autor Daniel Holbe begrüßen. Besonders erfreulich ist, dass beide mehr oder weniger einen regionalen Bezug haben: So wohnt Flacke in dem nahegelegenen Taunus und Holbe sogar in dem quasi benachbarten Feldkrücken.
Nach einer Begrüßung durch unsere Gymnasialzweigleiterin Nadine Seip präsentierte Ursula Flacke unseren 8. Klassen in zwei Lesungen ihren Roman „1933 – Feuer!“. Sie nahm die Mädchen und Jungen mit in das Jahr 1933, das Jahr der Machtergreifung, als sich das Leben der jungen Elisa gravierend veränderte. Die Autorin beschreibt, welchen Herausforderungen sich das Mädchen stellen musste und wie ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt wurde. Dabei verknüpft Flacke die bekannten geschichtlichen Ereignisse der NS-Herrschaft mit den uns bekannten Orten in Frankfurt. Um die ausgewählten spannenden Textpassagen sinnvoll einzubetten, fasste Flacke längere Abschnitte zusammen und erläuterte die historischen Umstände jener dunklen Zeit. Auch stand sie am Ende den Schülerinnen und Schülern für Rückfragen zur Verfügung.

Zeitgleich fand in der Aula für die 9. und 10. Klassen eine ganz andere Lesung statt. Nach einer Begrüßung durch unseren stellvertretenden Schulleiter Christian Bauerdorf las der bekannte Krimiautor Daniel Holbe aus seinem Roman „Schlangengrube“ vor. Holbe wiederum nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer zwar nicht mit in eine ganz andere Zeit, dafür aber an ganz andere Orte. So startete er die Lesung mit dem ersten Kapitel seines Romans, das im südamerikanischen Regenwald spielt und uns dort sogleich die erste Leiche präsentiert. Er stellte den Schülerinnen und Schülern sein Ermittlerduo Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach vor, die sich im weiteren Verlauf des Romans mit dem mysteriösen Auftauchen von illegal geschmuggelten exotischen Tieren und einer zunächst unbekannten Leiche auseinandersetzen müssen.

Zwischen den einzelnen Textpassagen gab Holbe den Schülerinnen und Schüler immer wieder Einblicke in den Entstehungsprozess eines Romans, den Weg der Ideenfindung und stand ebenfalls für Rückfragen zur Verfügung. Auch Fragen nach Verdienst und Bekanntheitsgrad der Romane waren legitim und wurden von dem Autor beantwortet.
Ein besonderes Schmankerl war, dass Holbe literaturbegeisterten Schülerinnen und Schülern am Nachmittag im Rahmen eines Schreibworkshops die Möglichkeit bot, sich mit einzelnen Aspekten des Entstehungsprozess‘ genauer auseinanderzusetzen und sich selbst daran auszuprobieren. So entwickelten gut 20 Schülerinnen und Schüler für einen Roman tragbare Charaktere, Protagonisten oder Antagonisten, und stellten sich schon mal die Frage, auf welche Reise sich ihre (Anti-) Helden begeben sollen.

Leider verging die Zeit viel zu schnell und so bleibt uns nur zu hoffen, dass unsere Schülerinnen und Schüler neue Denkanstöße und Motivation für die weitere Auseinandersetzung mit Literatur erhalten haben und wir hoffen, die beiden Autoren bald wieder bei uns begrüßen zu dürfen.
Ilka Bayer